VZS fordert: „Strom – günstig und genug !“
Der „Verband Zürcher Strombezüger VZS“ führte seine 103. Generalversammlung am 24. Mai im Informationszentrum der „Axpo Kompogas AG“ in Otelfingen durch. Präsident Dr. Fritz Störi kritisierte das weitgehend konzeptlose Handeln der politischen Extreme beim Atomkraft-Ausstieg. Die wirtschaftlichen Folgen von schönfärberischen Forderungen werden zunehmend sichtbar. Preiserhöhungen, Auslandabhängigkeiten und Verlust von Versorgungssicherheit müssen befürchtet werden. „Unser Verband nimmt eine wichtige, unabhängige Informationsaufgabe wahr und kämpft gegen überstürzte, unnötige Verteuerung der Energie“, fasste F. Störi die Aktivität des Verbandes zusammen.
Bevor die rund zwei Dutzend Verbandsmitglieder und Gäste eine der mit über 20 Jahren ältesten Kompogasanlagen besichtigten, erläuterte Bernard Fenner, CEO der zum Axpo Konzern gehörenden „Axpo Kompogas AG“ Ziel und Funktion des Betriebes. In Otelfingen werden pro Jahr 11’000 Tonnen der eingesammelten Garten-, Küchenabfälle und Speisereste mit 55 Grad in einem Fermenter zu Biogas und Dünger umgewandelt. Weltweit sind 65 Kompogasanlagen in Betrieb, weitere 13 sind im Bau und verwandeln täglich Tonnagen von Bioabfällen der Wohlstandsgesellschaft nachhaltig. Dabei sind die Kosten für den einzelnen Bürger mit ca. Fr. 2.80/Monat für die Sammlung und die energetisch nachhaltige Verwertung von Bioabfall sehr überschaubar.
Dr. Martin Everts, Leiter Energiewirtschaft des Axpo Konzerns stellte die Produktionsstrategie der Axpo AG vor. Die grösste Herausforderung bei der Sicherung der Stromversorgung sind die politischen Rahmenbedingungen. Da in der Vergangenheit der Stromverbrauch im Gleichschritt mit dem Wohlstand zunahm, bezweifelte er die von der Politik geforderte, massive Reduktion des Verbrauchs. Der Wegfall der schweizerischen Kernkraft kann im Inland nicht in der angegebenen Zeit mit erneuerbaren Energien kompensiert werden. Importe stellen eine mögliche Alternative dar. Everts stellt hier die Frage, von wo die Stromeinfuhren erfolgen sollen und ob die Erzeugung aus nachhaltigen Quellen gesichert ist. Trotz sehr herausfordernden Perspektive werde Axpo weiter in den Ausbau der Wasserkraft inklusive Speicherung, neue erneuerbare Energien im In- und Ausland sowie in Wind- und Wasserkraftwerke im Ausland investieren. Dr. Urs Rengel, CEO der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich EKZ, warnte vor übertriebenen, marktverzerrenden Regulierungen. Dabei sprach er die Volksinitiative „Strom für morn“ an. Als problematisch bezeichnete er die Zielvermischung von totalem Atomausstieg und Vollversorgung rein mit erneuerbaren Energien.
Walter Schmid, Bauunternehmer und Erfinder der Kompogas-Technologie investiert einen Teil des Reingewinns seiner Bau- und Generalunternehmung für umweltentlastende Projekte. Er zeichnete den langen Weg von der Vision bis zum funktionierenden nachhaltigen Geschäftsmodell auf: Solarfassaden, Minergiebauten, Kompogas-Anlagen, biogasbetriebene Lastwagen wurden von ihm persönlich initiiert. Am 24. August 2012 wird er als Krönung die „UmweltArena Spreitenbach“, eine Ausstellungs- und Veranstaltungsplattform für 300’000 Besucher pro Jahr eröffnen. Das 100 Meter lange und 60 Meter breite Gebäude wird mit der grössten gebäudeintegrierten Photovoltaikanlage der Schweiz ausgerüstet sein. Sie wird mehr Strom produzieren als der Betrieb des Gebäude benötigt. Walter Schmid ist überzeugt, dass mit der richtigen Motivation noch viel mehr Reststoffe gesammelt und einer nachhaltigen Verwertung zugefügt werden können.
Beat Jordi, Sekretär VZS