Gastbeitrag: Ist der Kühlschrank schon abgestellt?

Nationalrat und Unternehmer Hansruedi Wandfluh.
So werden bei uns in der Firma die nötigen Vorkehrungen getroffen: Der Kühlschrank wird ausgeräumt – Tiefkühler hat es glücklicherweise keinen – und am Samstag Abend der besagten Woche wird der Schlüssel gedreht. Die verlorene Arbeitszeit wird an Wochenenden vor- und nachgeholt, ohne Zuschläge, versteht sich.
Die chinesische Regierung arbeitet intensiv daran, den Standortnachteil der unsicheren Stromversorgung zu beseitigen. Derzeit sind 28 Kernreaktoren im Bau, 56 weitere sind geplant. Es ist davon auszugehen, dass die Stromknappheit in China bald kein Thema mehr sein wird.
Und wie sieht es bei uns aus? Der Bundesrat hat die Energiestrategie 2050 ausgerufen, bei der er auf den Atomstrom verzichten will. Alternative Energien sollen gefördert werden und der Stromverbrauch ist zu reduzieren. Der Ursprung dieser Strategie beruht auf dem Fokushima-Schock – verursacht durch einen Tsunami im Pazifik, bei dem tragischerweise Tausende von Menschen umgekommen sind – nicht wegen einem beschädigten Kernreaktor, sondern wegen einer Flutwelle. Das Schweizer Parlament hat den Verzicht auf den kontinuierlich fliessenden, CO2-armen Atom-Strom bestätigt. Dies noch im Schockzustand, weitgehend unter Ausblendung der Entwicklung an den Weltmärkten und in Unkenntnis von Lösungen, wie 40% des heutigen Stromverbrauchs eingespart oder kompensiert werden können. Die Zuwanderung, der gesteigerte Mobilitätsdrang, der Übergang zu Elektrofahrzeugen, etc. lassen den Stromverbrauch trotz allen Sparanstrengungen weiterhin ansteigen. Letztes Jahr stieg er um 0,6%!
Sollte die Energiestrategie wie angedacht umgesetzt werden, so wird der Werkplatz Schweiz schwer betroffen sein. Allerdings spricht er nicht mit einer Stimme. Den wenigen Profiteuren und Subventionsempfängern steht die grosse Mehrheit von Unternehmen gegenüber, welche die Zeche in Form von höheren Strompreisen und verringerter Versorgungssicherheit zu bezahlen haben wird. Preiserhöhungen verringern die Konkurrenzfähigkeit unserer Industrie auf den Weltmärkten und vernichten Arbeitsplätze, eine mangelnde Versorgungssicherheit hingegen geht an den Lebensnerv des Werkplatzes Schweiz. Unser Image als verlässlicher Geschäftspartner steht auf dem Spiel.
Vielleich wäre es dienlich, wenn auch unsere Kraftwerke mal wochenweise den Strom in einzelnen Stadtbezirken oder Regionen abstellen würden. So könnte die Einsicht reifen, dass die Versorgungssicherheit nicht vom Himmel fällt und ein Technologieverbot nicht das richtige Rezept ist, um die grossen energiepolitischen Herausforderungen zu lösen.