Fernwärme hat Zukunft

Am Fernwärme-Forum vom 26. Januar in Biel forderte Verbandspräsident Walter Böhlen einen integralen Ansatz bei der Versorgung von Gebäuden mit Wärme und Kälte. Das kommunale Management mit Wasser, Abwasser, Strom und Wärme/Kälte muss gesamtheitlich betrieben werden. Er sieht grosses Potential beim Einsatz von kleineren, lokalen Wärmenetzen. Insbesondere bei wärmegeführten Betriebsprozessen oder bei anfallender Abwärme sollten lokale Wärmenetze die Energie zu den Verbrauchern in der Nähe, z.B. in Wohnquartiere führen.

Unsere Ressourcen sind nicht unendlich, betonte Bundesrätin Doris Leuthard in ihrem Eröffnungsreferat und ermahnte die 380 Fachleute, Politiker, Investoren und Medienschaffenden, den Weg zu einem neuen Energiemix, d.h. weniger fossile Brennstoffe, dafür mehr neue erneuerbare Energien einsetzen, konsequent fortzusetzen. Vor allem auch im Gebäude-Wärmebereich sieht sie noch ein grosses Potential, das Bund und Kantone wie auch Gemeinden mit Anreizprogrammen bei den Eigentümern fördern wollen. Der Zubau von Produktionsanlagen für neue erneuerbare Energien soll weiterhin mit KEV-Zulagen unterstützt werden, was für Hauseigentümer, Industrie und Gewerbe interessant sein kann. Die Frage bleibt, ob die heutigen Wartezeiten und die reduzierten Ansätze genügend Anreiz bieten. Interessant dazu die Aussage von Prof. Dr. Alexander Wokaun vom Paul Scherrer Institut: Die Photovoltaik hat in der Schweiz ein Potential von 8 bis 12 TWh (1 TWh = 1 Billion Watt /Stunden). Um diese Leistung zu erreichen müssten rund 1 Million Photovoltaikanlagen gebaut werden. Er plädiert ebenfalls für eine integrale Nutzung der vorhandenen resp. erzeugten, erneuerbaren Energien in quartiergrossen Verbünden die er als essentiell einstuft. Als Wärmequelle nannte er eine Kläranlage, die im Durchschnitt 14-grädiges Abwasser bearbeitet und für den Betrieb einer Wärmepumpe sehr geeignet ist.

Eine andere Lösung zur Bewältigung des Energiewandels sieht Daniel Büchel vom Bundesamt für Energie mit einer Verhaltensänderung der Bevölkerung. Wir alle werden uns auf Eingriffe bei der persönlichen Mobilität und in der Raumplanung einstellen müssen. Dies haben uns die Däninnen und Dänen laut Michael Nast vom dt. Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart voraus; sie beziehen ihre Raumwärme bereits zu 48 Prozent über Nah- und Fernwärmenetze. Zudem verfügt Dänemark über ein Ausgleichssystem das überschüssige Energie aus Wind oder Biomasse mit den Wärmenetzen in Einklang bringt.

Dass die beschlossene Energiewende ein Umdenken auf allen Stufen fordert, wurde von allen Referenten aus Politik, Forschung und Wirtschaft unterstrichen. Auch der Endverbraucher wird massiv betroffen sein. Allerdings servieren auch heute noch die meisten Energiewende-Turbos viel Zahlenakrobatik und wenig Beweise mit umsetz- und zahlbaren Lösungen. Die von Nationalrat Martin Bäumle geforderte Verdoppelung der Energiepreise unter Verzicht auf die Mehrwertsteuer ist zwar ein Steuerungselement für eine effizientere Nutzung, löst aber weder die Probleme beim Transport noch bei der Speicherung von elektrischem Strom. Real sind hingegen die milliardenschweren Investitionen die laut Heinz Karrer, allein die Axpo AG in den nächsten Jahren in neue erneuerbare Energien, Speicher- und Leitungskapazitäten tätigen wird. Die Schweiz hat noch einiges Steigerungspotenzial, beispielsweise beim Einsatz von Wärmepumpen, Nutzung von Abwärme bei Abwasserreinigungsanlagen, Aufbau intelligenter Stromnetze, integrale Anwendungen mit Strom, Wärme, Kälte in lokalen Verbünden – um nur ein paar Möglichkeiten aufzuführen die in der Podiumsdiskussion genannt wurden.

Publiziert in News von / 2.02.2012 / Kommentare deaktiviert für Fernwärme hat Zukunft